Donnerstag, 25. Februar 2021

Schloss ob Ellwangen | Allgemeines 1. März 1815: Napoleons Rückkehr aus dem Exil wirkt sich in Ellwangen aus

Napoleons Bruder Jérôme und seinen Frau Katharina von Württemberg wohnten 1815 im Schloss ob Ellwangen. Wie kam es dazu? Am 1. März 1815, vor genau 206 Jahren, kehrte Napoleon aus seiner ersten Verbannung auf Elba zurück. Sein Versuch eines Comebacks hatte aber keinen Erfolg – für beide Brüder Bonaparte. Ellwangen war der erste Zufluchtsort für Katharina und Jerome.

NAPOLEONS HÖHENFLUG UND TIEFER FALL

Als Kaiser der Franzosen hatte Napoleon ab Ende 1804 einen großen Teil Europas erobert und mit geschickter Bündnispolitik an sich gebunden. Doch spätestens mit dem Kriegszug gegen Russland 1812 begann sein politischer Abstieg. Ein breites antifranzösisches Bündnis setzte im Folgejahr seiner Herrschaft ein Ende. Napoleon musste auf die Insel Elba ziehen, doch noch gab er sich nicht geschlagen. Am 1. März 1815 kehrt er aus Elba zurück und holte zum großen Schlag gegen seine Widersacher aus. Erfolglos: Bei Waterloo verlor er am 18. Juni eine gewaltige Schlacht, wenige Tage später seine Herrschaft und letztendlich sogar seine Freiheit.

 

WÜRTTEMBERG UND FRANKREICH WURDEN VERHEIRATET

In Erfolg und Misserfolg stand Jérôme Bonaparte seinem berühmten Bruder treu zur Seite. So spielte er in Napoleons Bündnispolitik eine besondere Rolle.1806 heiratete er Katharina von Württemberg, die jüngste Tochter des württembergischen Königs Friedrich I. Die Ehe verband Frankreich und Württemberg auch familiär. Kurz darauf erhielt Jérôme sogar ein eigenes Königreich in Westphalen, das er allerdings mit Napoleons Abstieg 1813 wieder verlor. Der erfolglose Comebackversuch seines Bruders zwei Jahre später zwang Jérôme zur erneuten Flucht. Doch während Napoleon auf die raue Atlantikinsel St. Helena verbannt wurde, fand der ehemalige König von Westphalen Obdach im Ellwangener Schloss in Württemberg – ein goldener Käfig, wie sich herausstellen sollte.

 

DAS SCHLOSS IN ELLWANGEN WURDE ZUFLUCHTSORT

Vom 15. September 1815 bis zum 7. August 1816 bewohnten Jérôme und seine Gemahlin Katharina das Schloss in Ellwangen. Sein Schwiegervater, der württembergische König Friedrich I., hatte dem Paar das Schloss als Residenz zur Verfügung gestellt: Ihre Wohnungen waren im zweiten Obergeschoss. Zwar schickte Friedrich I. den beiden einige Möbelstücke aus anderen Schlössern, doch blieb er anderseits misstrauisch: Seine Tochter und seinen Schwiegersohn ließ der König streng bewachen.

 

„KÖNIG LUSTIK“ BADET IN MILCH

Gerade für den umtriebigen Lebemann Jérôme war die Bewachung teilweise eine große Einschränkung. Als Jugendlicher hatte er sich lieber im mondänen Paris amüsiert statt seine Ausbildung im Erziehungsinternat ernst zu nehmen. Er duellierte sich wegen einer Frau, heiratete eine Kaufmannstochter aus den USA, alles zum Missfallen seines großen Bruders Napoleon. Als König von Westphalen erhielt er nach 1807 rasch den Beinamen „König Lustik“, war Affären nicht abgeneigt und liebte eine prächtige Hofhaltung. Auch in seinem Exil in Ellwangen ließ es sich Jérôme nicht nehmen, zwei Mal wöchentlich in Milch zu baden, um seine Haut zu pflegen. Das ungewöhnliche Badewasser wurde anschließend als Getränk an die einfachen Angestellten und Bettler vor dem Schlosstor verteilt

 

DIE ÜBERWACHUNG WURDE ZU GROSS
Die strenge Überwachung durch den königlichen Schwiegervater im Schloss ob Ellwangen führte dazu, dass das Ehepaar schließlich Fürst Metternichs Angebot annahm und nach Österreich zog – der Beginn einer langen Odyssee durch Europa. Katharina von Württemberg starb am 28. November 1835 im Alter von 52 Jahren in Lausanne. Jérôme kehrte schließlich nach Paris zurück und starb 2. Juni 1860 in Massy bei Paris

 

INFORMATION

Aktuell ist das Schloss Ellwangen wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes geschlossen.

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