Donnerstag, 18. Juni 2020

Schloss ob Ellwangen | Allgemeines 24. Juni 1860: Todestag von Jérôme Bonaparte, 1815 Gast im Schloss

Am 24. Juni 1860, heute vor 160 Jahren, starb Jérôme Bonaparte. Nach dem Sturz seines Bruders Napoleon war der ehemalige König von Westphalen mit seiner Frau, der württembergischen Prinzessin Katharina, auf der Flucht. Zunächst in Göppingen untergebracht, wohnten sie schließlich in Schloss ob Ellwangen – beinahe ein Jahr lang.

JÜNGSTER BRUDER NAPOLEONS

Jérôme Bonaparte wird als zwölftes Kind von Carlo Buonaparte und dessen Ehefrau Laetitia Ramolino am 15. November 1784 auf Korsika geboren. Sein Vater starb nur wenige Wochen nach seiner Geburt und Jérôme wurde von seiner Mutter und Großmutter aufgezogen. Seine 16 und 15 Jahre älteren Brüder Joseph und Napoleon Bonaparte übernahmen als Ersatzväter seine Ausbildung und Erziehung. 1795 schickte Napoleon ihn in ein Erziehungsinternat in Saint-Germain en Laye bei Paris. Jérôme hatte allerdings seine eigenen Vorstellungen, wie er sein junges Leben gestalten wollte und verbrachte seine Zeit häufig in Paris, um sich zu amüsieren.

 

DUELL UM EINE FRAU

Um die Disziplin des 16-Jährigen zu fördern, ließ Napoleon Jérôme als Leutnant in sein Garderegiment eintreten. Im Streit um eine Frau forderte Jérôme dort jedoch einen Offizier zum Duell und wurde von einer Kugel ins Brustbein getroffen. Er überlebte zwar die Verletzung, wurde aber für seinen Ungehorsam in die Kriegsmarine berufen. Auch dort enttäuschte er die Hoffnungen seines Bruders, dass er sich durch militärische Erfolge hervortun könnte. Statt zu kämpfen begab sich Jérôme auf eine Reise nach Nordamerika. 1803 lernte er in Baltimore die Kaufmannstochter Elizabeth Patterson kennen und heiratete sie. Abermals durchkreuzte er damit die Pläne seines Bruders, der ihn mit einer Frau aus einem der europäischen Adelshäuser verheiraten wollte, um seine Bündnisse zu stützen.

 

DIE RÜCKKEHR

Trotz der Ermahnungen Napoleons kehrte Jérôme erst 1805 nach Frankreich zurück und brachte die schwangere Elizabeth mit. In Frankreich durfte sie aber das Schiff nicht verlassen und musste nach London weiterreisen. In einem Brief versicherte Jérôme seiner Frau, sie, sobald Napoleon ihm verziehen hätte, unverzüglich nach Frankreich nachzuholen. Um Napoleons Wohlgefallen zu erhalten, übernahm er das Kommando auf einem Kriegsschiff und kämpfte für ihn.

 

EINE EHE ZWISCHEN WÜRTTEMBERG UND FRANKREICH

Um seine Macht zu festigen, betrieb Napoleon eine gezielte Heiratspolitik: Er verhandelte Ehen zwischen seinen Verwandten und führenden europäischen Adelshäusern. Bei seinem Besuch in Stuttgart im Januar 1806 erhielt er die Zusage von König Friedrich I. von Württemberg über eine Ehe zwischen seinem jüngsten Bruder Jérôme und der Tochter Friedrichs, Katharina. Da er die Heirat seines Bruders mit Elizabeth Patterson nicht anerkannt hatte, sprach von seiner Seite aus nichts gegen eine Hochzeit. Jérôme willigte schließlich ein und so heiratete Katharina von Württemberg am 22. August 1807 Jérôme Bonaparte, der kurz vorher König des eigens für ihn geschaffenen Königreichs Westphalen geworden war.

 

KÖNIGLICHER FLÜCHTLING

In der Schlacht von Paris von 1814 verloren Napoleon und Jérôme, ehemaliger König von Westphalen, ihren Thronanspruch. Nach der Schlacht von Waterloo im Juni 1815, bei der auch Jérôme französische Truppen anführte, war das Ende Napoleons besiegelt. Er sollte fortan im Exil auf der britischen Insel St. Helena leben. Sein Bruder war zunächst unter Arrest gestellt. Ihn trafen die Sanktionen der alliierten Sieger ebenfalls und sein Schwiegervater König Friedrich I. von Württemberg räumte ihm den Aufenthalt im Schloss Ellwangen unter strenger Bewachung ein. Jérôme und Katharina bewohnten zusammen mit ihrem einjährigen Sohn ab September 1815 ehemalige fürstbischöfliche Räume im zweiten Obergeschoss des Hauptbaus. Für deren Ausstattung wurden zahlreiche Möbel aus der Stuttgarter Residenz herangeschafft. Im August 1816 verließen sie Ellwangen bereits wieder und gingen nach Österreich ins Exil.

 

LUXUS PUR

Zur Entspannung badete der schöne Jérôme öfter in einer großen Wanne – aber nicht in gewöhnlichem Wasser, sondern in Milch, um seine Haut geschmeidig und rein zu halten. Dazu mussten seine Pagen zwei Mal wöchentlich auf den Markt von Ellwangen gehen, um 30 Liter frische Milch als Badezusatz herbeizuschaffen. Nach dem vergnüglichen Bad von „König Lustik“ wurde die Milch anschließend als Getränk an das Gesinde und an Bettler vor dem Schlosstor verteilt.

 

TOD KATHARINAS

Die strenge Überwachung im Schloss ob Ellwangen führte dazu, dass das Ehepaar schließlich Fürst Metternichs Angebot annahm und nach Österreich zurückkehrte. Katharina starb am 28. November 1835 im Alter von 52 Jahren in Lausanne. Ihr Mann Jérôme ging eine dritte Ehe ein: Am 19. Februar 1853 heiratete er Giustina Pecori-Suárez, die Witwe eines italienischen Adligen, in Florenz. Jérôme starb am 2. Juni 1860 im Château de Vilgénis in Massy und wurde im Pariser Invalidendom beigesetzt.

 

 

Service und Informationen  
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Sa, So & Feiertag 13.00 bis 17.00 Uhr

 

PREISE

Erwachsene 3,50 €; Ermäßigte 2 €; Familien 7 €

 

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